Datenschutz war gestern? Leichtsinnige Generation Z in sozialen Medien

Soziale Medien bestimmen unseren Alltag. Sie helfen uns, miteinander in Kontakt zu stehen, uns auszudrücken und uns auch über lange Distanzen verbunden zu fühlen. Insbesondere die Generation Z wird nicht grundlos als die Digital Natives beschrieben und kann kaum die Finger von den sozialen Netzwerken lassen. Das Posten von Selfies auf Instagram oder der tägliche Austausch über WhatsApp gaukelt uns eine oft stark geschönte digitale Realität vor, in der sich eine Vielzahl junger Menschen heimisch fühlt. Tagtäglich werden dabei große, nicht selten sensible Datenmengen an die führenden Medienimperien gespielt. Doch was passiert mit den Daten, die die Generation Z, aber letztendlich auch wir alle, auf den sozialen Netzwerken preisgeben?

IONOS hat die AGB der 5 beliebtesten sozialen Netzwerke YouTube, Instagram, Snapchat, TikTok und Meta (WhatsApp) untersucht. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf besonders deutlichen und überraschenden Eingriffen in die Privatsphäre der User und Userinnen. Um ein Stimmungsbild über das Bewusstsein über und den Umgang mit diesen Eingriffen einzufangen, wurde mithilfe von YouGov eine deutschlandweite Umfrage zum Thema Datenschutz in den sozialen Medien innerhalb der Generation Z (18-24 Jahre) durchgeführt. Wie steht die Generation Z zu Datenschutz auf Social Media und würde sie ihr Nutzerverhalten anpassen?

Gen Z unter der Lupe: Wer ist die Generation?

Die Generation Z (kurz Gen Z), in einigen Fällen auch Post-Millennials genannt, beschreibt die Folgegeneration der Millenials, der Generation Y. Zugehörig zur Gen Z sind die Jahrgänge von 1997 bis 2012. Einige Quellen zählen die Jahrgänge ab 1995 zu der Gen Z – die genaue Altersspanne ist demnach nicht eindeutig definiert. Klar ist jedoch, dass die Gen Z von klein auf mit digitalen Medien aufgewachsen ist. Eine funktionierende Internetverbindung und der Besitz diverser technischer Geräte sind essenziell für die Gen Z. Der reale Alltag verschmilzt somit mit der digitalen Lebenswelt. Allgemein empfinden die Zugehörigen der Generation Werte wie Freiheit, Individualität und Diversität als wichtig und haben eine tendenziell abweisende Haltung gegenüber traditionellen Idealen oder Vorstellungen. Trotz Individualitätsstreben sind die Mitglieder der Generation Z jedoch schnell verunsichert und suchen bei ihren Mitmenschen oder auf sozialen Netzwerken nach Zuneigung und Bestätigung. Demnach dienen die sozialen Medien der Gen Z vor allem der Selbstpräsentation, sowie der Unterhaltung und des Austausches.

85 % der Gen Z liest nicht die AGB – Frauen unvorsichtiger als Männer

Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (kurz AGB) umfassen die Rechte für die Weitergabe und Nutzung von persönlichen Daten in sozialen Netzwerken, denen die Nutzenden bei Erstellen eines Accounts zustimmen müssen. Datentransfer oder schwammige Datenrichtlinien können zu ungewollten Veröffentlichungen oder Verbreitung persönlicher Daten führen. Da vor allem die Generation Z viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt, sind die AGB für sie ein großer Schutz für die eigenen Daten. Nichtsdestotrotz geben ganze 85 % der Befragten an, die AGB bei Erstellen eines neuen Kontos auf sozialen Netzwerken nur teilweise oder nie durchzulesen. Es lässt sich vermuten, dass die Abhängigkeit von sozialen Medien dem eigenen Interesse an Datenschutz überwiegt. Deshalb ist die Gen Z hinsichtlich des eigenen Datenschutzes eher fahrlässig. Insbesondere die weiblichen Teilnehmerinnen interessieren sich wenig für Datenschutz: Zwei Drittel der Teilnehmerinnen lesen sich nie die Geschäftsbedingungen durch. Lediglich jeder zehnte Befragte nimmt die AGB vollständig zur Kenntnis und legt somit Wert auf einen reflektierten Umgang mit den sozialen Netzwerken.

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Head of Privacy Management bei datenschutzexperte.de Katharina Schreiner versteht die AGB-Müdigkeit der Generation Z und betont gleichzeitig die Bedeutung von Datenschutz in sozialen Medien

„Man kann der Generation Z ihre AGB-Müdigkeit nicht verübeln – selbst DSGVO-Fachleuten fällt es schwer, sich ein vollständiges Bild über die Vertragslage und die Datenschutzinformationen zu machen. Die relevanten Informationen sind in einem Dickicht aus Unterseiten und Querverweisen verstreut und oft aus anderen Sprach- und Rechtskreisen übersetzt. Soziale Netzwerke nutzen Daten, um ihre User besser kennenzulernen und sie so lange wie möglich in der Plattform zu halten. Problematisch wird es, wenn Daten für die politische Meinungsbildung genutzt werden oder einen immer größeren Einfluss auf unsere Kaufentscheidungen ausüben.“

Geringste Nutzerzahlen bei TikTok – ist Datenschutz der Grund?

Tik Tok gilt als die Plattform der Generation Z schlechthin. Tag ein und tag aus werden Millionen von Videos hochgeladen, gelikt und geteilt. Mit einer Zahl von 19 Millionen Nutzer und Nutzerinnen deutschlandweit kann die Plattform als die beliebteste überhaupt (Stand 2022) betitelt werden. In der Umfrage war jedoch der Anteil an Nicht-Nutzenden von TikTok am höchsten. Ein Drittel der befragten Generation Z sind auf der Plattform laut eigenen Aussagen nicht aktiv! Und das obwohl die Zielgruppe der Plattform insbesondere die Gen Z umfasst. Die Plattform kann jedoch bereits ab einem Alter von 13 Jahren genutzt werden, weshalb die Hauptzielgruppe die noch jüngeren Jahrgänge unter 18 Jahren umfasst, die aus technischen Gründen nicht befragt werden, konnte. Generation Z umfasst. Wer hätte gedacht, dass das Netzwerk Meta, welches unter anderem Facebook umfasst, mit 82 % höhere Nutzerzahlen unter der Generation Z als TikTok besitzt. Auch die Plattformen Instagram und Snapchat können Nutzer und Nutzerinnen mit ihren Diensten überzeugen. Ganze 91 % der Generation Z sind auf den Netzwerken aktiv. Doch nur eine Plattform überzeugt beinahe die ganze Generation Z: YouTube hat mit 96 % die höchste Nutzerzahl.

Mehrheit der Gen Z stimmt gegen eine Audioaufnahme auf YouTube

Datenschutz im Internet interessiert die Gen Z nicht? Konkrete Fakten schon. Dass YouTube eine Audioaufnahme beginnt Sekunden, bevor das Audio gestartet wurde, gefällt der Mehrheit der befragten Personen nicht. Besonders spannend gestaltet sich ein Blick auf die weiblichen Teilnehmerinnen: Mit den meisten Stimmen (40 %) gaben die Frauen an, über die Audioaufnahme von YouTube nicht Bescheid zu wissen und damit nicht einverstanden zu sein. Für die weiblichen Teilnehmerinnen stellt die Audioaufnahme ein Eingriff in die Privatsphäre dar, und dass, obwohl zu Beginn eher die Frauen dem Lesen der AGB abgeneigt waren. Lediglich 15 % der Gesamtbefragten waren sich der Tatsache bewusst und finden die Aufnahme in Ordnung.

TikTok sammelt ungefähren Standort auch ohne Einwilligung: Über ein Drittel ist schockiert

TikTok sorgt für schnelle Berühmtheit und wird vor allem für die nutzerangepassten Clips über Comedy und Unterhaltung geliebt. Bei Langeweile kann kurz durch die App gescrollt werden -wenn das Interesse vergeht, kann die App geschlossen werden. So selbstbestimmt läuft das Nutzerverhalten auf der Plattform jedoch nicht ab. Zwar stimmen die TikTok-Nutzer und Nutzerinnen den Nutzungsbedingungen auf TikTok bei einer Kontoerstellung zu. Über ein Drittel der Befragten gaben jedoch an, mit der ungefähren Standortermittlung nicht einverstanden zu sein, wenn die Nutzenden bewusst den Standort ausgestellt haben. Der chinesische Technologie-Konzern ByteDance, zu dem auch TikTok gehört, steht vor allem wegen seiner Nähe zur autokratischen chinesischen Regierung, als auch wegen Spionage-Vorwürfen immer wieder in der Kritik. Die unerlaubte Ortung des Standortsempfindet auch die Generation Z als Eingriff in die Privatsphäre. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

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„Entscheidend ist, welche Konzerne hinter den Plattformen stehen. Meta und Google betreiben jeweils mehrere Plattformen, sie können problemlos Informationen aus verschiedenen Apps zu einem Profil zusammenführen und unser Verhalten damit stark beeinflussen. Bei TikTok sollten die Nutzenden sich auf der anderen Seite bewusst sein, dass chinesische Stellen Zugriff auf ihre Daten haben.“

Katharina Schreiner, Head of Privacy Management bei datenschutzexperte.de

Jeder dritte ist sorglos über eine Datenweitergabe auf Instagram und Snapchat

Die Plattformen Instagram und Snapchat erfreuen sich großer Beliebtheit bei Nutzern und Nutzerinnen. Trotz der hohen Nutzerzahlen sind auch hier über die Hälfte der befragten Gen Z nicht einverstanden mit der Weitergabe von Daten an Länder außerhalb des europäischen Rechtsraumes. Da die Datenschutzgrundverordnung (kurz DSGVO) in diesem Raum nicht greift, gelten hier somit andere Datenschutzrechte.
Auch hier äußert sich über die Hälfte der Gen Z kritisch zur Weitergabe der Daten. 53 % der Befragten trauen den Datenrichtlinien außerhalb der EU nicht und sind mit der Datenweitergabe auf den Plattformen nicht einverstanden. Dennoch sieht über ein Drittel der Befragten das Ganze entspannter und hat kein Problem mit dem Datentransfer.

Meta sammelt Kontaktdaten – Gen Z ist nicht begeistert

Weltweit nutzen über 2 Milliarden Personen die Meta-Plattform WhatsApp, um Bilder auszutauschen, Sprachnachrichten zu verschicken und miteinander zu kommunizieren. Dabei entsteht auch der Transfer einer riesigen Masse persönlicher Daten, weshalb es eines genauen Blickes auf den Datenschutz bei WhatsApp bedarf. Das stellt jedoch kein Problem dar, da die Nutzer und Nutzerinnen zu Beginn der Datenweitergabe zugestimmt haben. Oder nicht? Meta sammelt die Kontaktdaten wie Name, Mail-Adresse und Telefonnummer der Kontakte von Kontobesitzenden, auch wenn die Kontaktpersonen selbst kein Meta-Konto besitzen. Auch hier zeigt sich die Generation Z nicht einverstanden mit der Datenspeicherung: Über die Hälfte der Befragten geben an, dem Sammeln von Daten nicht zuzustimmen. Lediglich 21 % finden die Datenspeicherung ihrer Kontakte in Ordnung.

Abhängigkeit größer als Sorge um Datenschutz? Die Mehrheit zögert, Nutzerverhalten anzupassen

Verschließt die Generation Z die Augen vor dem Datenschutz in sozialen Medien? Nicht alle Angehörigen der Generation lassen sich vom Hype der Plattformen mitreißen. Immerhin reflektiert mittlerweile sogar ein Drittel der Befragten ihre Beziehung zu Social Media und gab an, ihr Nutzerverhalten angesichts der DSGVO bereits angepasst zu haben oder zu planen, das eigene Verhalten zu ändern. Ob das durch das Löschen von Konten oder das Lesen der AGB ist, sei den Nutzenden selbst überlassen. Obwohl die meisten Befragten äußerten, mit den Datenschutzbestimmungen hinsichtlich der Plattformen nicht einverstanden zu sein, gaben dennoch über die Hälfte der Gen Z an, ihr Verhalten nur vielleicht oder gar nicht ändern zu wollen. Ist die Generation bereits zu tief im Datenstrudel der sozialen Netzwerke gefangen? Oder macht sie die Gewohnheit der Nutzung blind? Die Angst davor, etwas auf den Plattformen zu verpassen, könnte ein Grund für das leichtsinnige Nutzerverhalten sein.

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„Die Generation Z muss begreifen, dass sie durch ihr Nutzerverhalten zur Datensammlung und ihren Auswirkungen beiträgt. Das Wissen darüber, dass personenbezogene Daten für die Beobachtung, Vorhersage und Beeinflussung unseres Verhaltens genutzt werden, ist Grundlage für den Schutz der eigenen Daten. Es wäre schon etwas gewonnen, wenn sich die Generation Z stärker bewusst macht, dass sie die Vorteile der sozialen Medien mit ihrer Datenhoheit und ihrer Entscheidungsfreiheit bezahlt.“

Katharina Schreiner, Head of Privacy Management bei datenschutzexperte.de

Methodik der Datenschutzuntersuchung

Die Untersuchung der Plattformen YouTube, TikTok, Instagram, Snapchat und WhatsApp (Meta) erfolgte im September und Oktober 2022. Dabei wurden die vollständigen AGB der Plattformen durchgelesen und die spannendsten Fakten notiert. Die Auswahl der spannendsten Eingriffe erfolgte subjektiv nach bestem Wissen und Gewissen.

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.502 Personen im Alter von 18-25 Jahren zwischen dem 03. und 14.02.2023 teilnahmen. Die Ergebnisse sind repräsentativ für diese Altersgruppe. Die Informationen über die Generation Z wurden folgender Quelle entnommen: https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_Z

Die hier dargestellten Daten basieren auf bestem Wissen und Gewissen. IONOS garantiert jedoch keine Vollständigkeit der Datensätze. Die Verwendung dieser erfolgt auf eigene Verantwortung.