In puncto Design überzeugt Indiegogo mit modernem Minimalismus – die Ähnlichkeit zu Kickstarter ist dabei nicht zu übersehen. Die eher skeletthafte Struktur der Website lenkt das Hauptaugenmerk auf die Kampagnen. Die Navigation der Plattform ist flüssig und sinnvoll gestaltet, besonders die Sortierung von Projekten je nach Zeitplan (z. B. „Wird bald online gestellt“ und „Endet bald“) ist hervorzuheben. Außerdem lassen sich Projekte allgemein nach Beliebtheit (vermutlich Klickzahlen) und Top-Verdienern sortieren. Ansonsten teilen sie sich in die handelsüblichen Kategorien und Subkategorien auf.
Eine Besonderheit bei Indiegogo ist, dass Sie als Projektleiter diemeisten Spenden sofort erhalten. Weil der Großteil der Spenden über den Bezahlservice PayPal läuft, entfällt ein nötiger ‚Zwischenstopp‘ der Spende. Indiegogo bietet auch die Bezahlung über Kreditkarte an; diese Spenden landen dann allerdings erst etwa zwei Wochen nach Abschluss der Kampagne auf Ihrem Konto. Die Plattform erhebt auf jede Spende die handelsüblichen 5 Prozent Gebühr, bei Kreditkartenzahlung fallen zusätzliche 3 Prozent plus feste 30 Dollar-Cent an.
Indiegogo legt bewusst wenig Regeln für ihre Projekte fest. Projektleiter unter 18 Jahren brauchen die Genehmigung einer erziehungsberechtigten Person, um eine Kampagne zu starten. Außerdem werden Projekte gelöscht, die Geld für illegale Aktivitäten sammeln möchten oder bei denen die Grundidee absurd oder unrealistisch ist. Bei den Belohnungen dürfen Sie keine finanziellen Versprechungen machen oder Drogen, Waffen und Glücksspiel anbieten. Kampagnen dürfen zudem nicht zu physischer oder psychischer Gewalt aufrufen.
Außer diesen eher naheliegenden Regeln setzt Indiegogo den Projekten keine Grenzen und ist damit im Vergleich zur Konkurrenz sehr tolerant. Dafür fehlen allerdings einige Filter, die verhindern, dass unsinnige oder unmoralische Projekte auf der Plattform landen. Nicht zuletzt wegen fehlender Kontrollen ist Indiegogo die Plattform mit den meisten Projekten, aber der Anspruch, dass jeder mitmachen darf, führt eben auch zu einer eher geringen Durchschnittsqualität der Kampagnen. Das liegt auch daran, dass Kampagnen, die von anderen Plattformen abgelehnt wurden, oft auf Indiegogo landen.
Allerdings distanziert sich der Betreiber eindeutig von einzelnen Kampagnen und übernimmt bei Betrugsfällen keinerlei Verantwortung. Das Schutzprogramm „Trust & Safety“ beruht im Kern lediglich auf dem vertrauensvollen Umgang der Community untereinander. Immerhin hält die Plattform bei Problemfällen einen speziellen Service bereit, der rund um die Uhr kontaktiert werden kann. Ansonsten setzt Indiegogo hauptsächlich auf Eigenverantwortlichkeit: Nutzer werden dazu angehalten, das jeweilige Projekt vor der Spendengabe genau zu analysieren, Fragen zu stellen und Bedenken zu äußern. Projektleiter werden darum gebeten, volle Transparenz zu gewährleisten, mit Spendern regelmäßig zu kommunizieren und das Projekt seriös zu behandeln.
Diese generellen Guidelines sind gut gemeinte Ratschläge, die Betrügern aber wohl kaum den Wind aus den Segeln nehmen. Auch bei Indiegogo merkt man, dass der Schutz von Spendern und Projektleitern im Wesentlichen auf guten Glauben und Vertrauen basiert.
Positiv hervorzuheben ist das umfangreiche Education Center, das Crowdfunding-Anfängern umfassende Informationen, Tutorials und Webinare bietet. Es darf aber bezweifelt werden, dass der Großteil der Projektleiter diesen Service nutzt.