Eine „Bring Your Own Device“-Politik ergibt überall dort Sinn, wo elektronische Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, deren Funktionsumfang auch von privaten Geräten abgedeckt werden kann. Bislang findet BYOD vor allem im Bildungssektor sowie innerhalb von Unternehmen Anwendung.
BYOD im Bildungssektor
Dass Studenten ihre Laptops auf den Campus mitbringen, um in den Freistunden zwischen den Vorlesungen Präsentationen und Hausarbeiten vorzubereiten, ist an den meisten Universitäten längst selbstverständlich. Aber auch an immer mehr Schulen werden eigene oder mitgebrachte Computer sowie Smartphones als Hilfsmittel ins Curriculum eingebunden. Bei der Frage nach dem tatsächlichen Bildungsnutzen solcher BYOD-Systeme halten sich Pro- und Contra-Positionen jedoch die Waage.
Gemäß einer Forsa-Studie von 2014 beispielsweise unterstützen 43 Prozent der Lehrer an deutschen Schulen die Verwendung elektronischer Geräte und digitaler Medien im Unterricht, während 48 Prozent diese für überflüssig halten. Ein Argument gegen BYOD an Schulen liefert etwa die OECD-Studie „Students, Computers and Learning: Making the Connection“: Diese ergab, dass diejenigen Schüler die besten Prüfungsergebnisse erzielen, die nur selten mithilfe digitaler Medien lernen.
Das oft genannte Gegenargument zu dieser Ansicht lautet, dass elektronische Geräte im Unterricht nicht vorrangig der Verbesserung von Prüfungsleistungen, sondern in erster Linie der Vermittlung von IT-Kompetenzen für den digitalisierten Alltag und die moderne Arbeitswelt dienen sollen. Sinnvoll eingesetzt, passen laut den BYOD-Unterstützern somit auch private Smartphones in den zeitgemäßen Bildungsauftrag der Bundesrepublik.
Aus diesem Grund wird das Projekt weiterhin vorangetrieben, wenn auch mit bisher mäßigem Erfolg. Nach dem Willen der Kultusministerkonferenz sollten Schüler bereits ab Sommer 2018 regelmäßig und systematisch mithilfe elektronischer Geräte auf digitalen Schulplattformen lernen. Erste Pilotprojekte in den Bundesländern sind aber bislang an Mängeln bei der technischen Umsetzung und beim Datenschutz gescheitert. Zudem konnten viele Probleme noch nicht zufriedenstellend gelöst werden, etwa die Vereinbarkeit des BYOD-Prinzips mit den geltenden Prüfungsrichtlinien – zu groß sei die Verlockung, über das Smartphone im Internet nach den korrekten Prüfungsantworten zu suchen, wenn der Lehrer gerade nicht hinsieht.
BYOD im Unternehmen
Für Angestellte bedeutet die Einführung eines BYOD-Prinzips vor allem eines: höherer Komfort im Arbeitsalltag. Anstatt mit teilweise langsamer, da selten aktualisierter Firmen-Hardware zu arbeiten, können sie auf ihre eigenen Geräte zurückgreifen, die oft auf dem neuesten Stand der Technik sind. Auf Geschäftsreisen ist es zudem eine Erleichterung, neben dem privaten Laptop nicht auch noch ein zweites Gerät mitnehmen zu müssen. Die Initiative für eine BYOD-Politik im Unternehmen kommt daher zumeist von den Angestellten, insbesondere von den jüngeren, die mit mobilen Endgeräten aufgewachsen sind.
Aus diesem Grund haben Arbeitgeber, die sich offen gegenüber „Bring Your Own Device“ zeigen, ein wertvolles Incentive an der Hand, das bei der Bewerbersuche helfen kann – schließlich demonstriert das Unternehmen damit, dass ihm die Mitarbeiterzufriedenheit am Herzen liegt. Bei BYOD-Vorreitern wie IBM erhofft man sich gleichzeitig eine höhere Produktivität, wenn die Angestellten mit den Geräten arbeiten, mit denen sie sich am besten auskennen. Zudem bietet die Integration privater Endgeräte in den Arbeitsalltag eine ideale Voraussetzung für Homeoffice und flexibles Arbeiten. Ebenfalls zu nennen sind die ökonomischen und ökologischen Vorteile: Arbeitgeber sparen Kosten für die Beschaffung neuer Bürogeräte und verringern somit auch ihren negativen Einfluss auf die Umwelt.
Auf der anderen Seite stehen der hohe Implementierungs- und Wartungsaufwand sowie die damit verbundenen Kosten. BYOD kann zu mehr Komplexität im Betriebsablaufführen und steht damit der weit verbreiteten Strategie zur Vereinheitlichung der IT-Infrastruktur in Organisationen entgegen. Eine Umsetzbarkeit ist also von der intensiven Kooperation der Angestellten abhängig. Nur so können die verschiedensten technischen sowie organisatorischen Herausforderungen gemeistert werden, die damit einhergehen.
Und auch für die Arbeitnehmer kann BYOD einige Schattenseiten haben: Nach der aufwendigen Einrichtung sämtlicher notwendiger Dienste auf dem Heim-PC müssen sie sich mitunter damit abfinden, dass die Firma eine gewisse Kontrolle über das Gerät ausübt, um die Sicherheit geschäftlicher Daten und des hauseigenen Netzwerks zu gewährleisten. Außerdem muss sich der Nutzer mitunter an den anfallenden Kosten beteiligen. Ein weiteres Problem ist die potenzielle Beeinträchtigung der Work-Life-Balance: Hat man auf Büro-Anwendungen wie etwa das E-Mail-Postfach auch von zuhause aus fortwährend Zugriff, sieht man sich eher gezwungen, ständig erreichbar zu sein – Berufliches und Privates vermischen sich so immer mehr. Umgekehrt ist die Frage, ob man sich bei der Arbeit am privaten Laptop leichter ablenken lässt als am Firmen-Computer.