Unter E-Mail-Harvesting (deutsch: E-Mail-Ernte) versteht man die automatisierte Beschaffung von Mail-Adressen für unlautere Werbezwecke, Phishing-Attacken oder die Verbreitung von Schadsoftware. Diese erfolgt in der Regel softwaregestützt. Dazu durchsuchen spezialisierte Programme, sogenannte „E-Mail-Harvester“, Webseiten, Mailinglisten, Internet-Foren oder Social-Media-Plattformen nach E-Mail-Adressen. Hinweise auf die begehrten Kontaktinformationen liefert die charakteristische Syntax, der alle E-Mail-Adressen entsprechen. Und so fahnden einfache Suchmuster im Quelltext einer Website beispielsweise nach dem @-Zeichen. Dieses kommt in natürlichen Texten in der Regel nicht vor, wird innerhalb einer E-Mail-Adresse jedoch dazu verwendet, Benutzername und Domain voneinander abzugrenzen. Auch Umschreibungen bieten nur wenig Schutz. Raffiniertere Spambots beziehen oft auch gängige Alternativschreibweisen wie [at], [AT], (at), (AT) sowie Varianten mit d oder ä in die Suche ein:
benutzer@domain.de
benutzer[at]domain.de
Folgen dem @-Zeichen oder dessen Entsprechung zwei durch einen Punkt getrennte Zeichenfolgen, so ist dies für den Harvester ein klares Indiz, dass es sich hier um eine E-Mail-Adresse handelt. Auch eine Umschreibung des charakteristischen Punktes vor der Top-Level-Domain bietet einen vergleichsweise geringen Schutz, wirkt sich jedoch negativ auf die Lesbarkeit aus:
benutzer[AT]domain[PUNKT]de
Noch „verräterischer“ als das @-Zeichen ist der HTML-E-Mail-Verweis nach dem Schema "mailto:benutzer@domain.de". Dieser ermöglicht es Webseitenbesuchern, durch einen Mausklick ihr bevorzugtes E-Mail-Programm zu öffnen. Die Empfänger-Adresse wird dabei automatisch ins entsprechende Feld kopiert. Das ist praktisch, gibt jedoch auch Spambots klar zu verstehen, dass dort eine E-Mail-Adresse zu erbeuten ist. Webseitenbetreiber sind daher gut beraten, klassische Muster bei der Bereitstellung der elektronischen Kontaktmöglichkeit zu durchbrechen. Dabei sollte die Lesbarkeit für menschliche Seitenbesucher im besten Fall erhalten bleiben, um einen barrierefreien Zugang zur E-Mail-Adresse zu ermöglichen.