RHEL (Red Hat Enterprise Linux) im Portrait
RHEL ist eine kommerzielle Linux-Distribution von Red Hat, die speziell auf die Anforderungen von Unternehmen zugeschnitten wurde. Sie überzeugt unter anderem durch technischen Support, LSB-Zertifizierung und flexible Subskriptionen. Die typischen Anwendungsfälle reichen von hochverfügbaren Datenbank- und Dateiservern über DevOps-Pipelines bis hin zu Edge Computing.
Was ist RHEL?
Bei RHEL handelt es sich um eine von der Firma Red Hat entwickelte Linux-Distribution, die für den Einsatz in Unternehmen ausgelegt ist. Red Hat Enterprise Linux gilt als marktführende Enterprise-Linux-Distribution und wird von einer Vielzahl unabhängiger Softwareherstellerinnen und -herstellern umfassend unterstützt. Das Red Hat Enterprise Linux OS basiert auf bewährten Open-Source-Kernkomponenten, wird jedoch durch eine strenge Qualitätssicherung, Zertifizierungen und professionellen Support ergänzt. Damit bietet RHEL eine stabile und geprüfte Plattform für produktive Umgebungen, die als Basis für verschiedenste IT-Strukturen fungieren kann.
Wie Sie Red Hat 9 (RHEL 9) installieren, veranschaulichen wir im verlinkten Guide.
Produktvarianten von RHEL
RHEL steht in unterschiedlichen Produktvarianten zur Verfügung, die jeweils auf spezifische Workloads und Einsatzszenarien zugeschnitten sind. Die Produktpalette umfasst folgende Editionen:
- Red Hat Enterprise Linux Server: Diese Edition stellt die am häufigsten genutzte RHEL-Variante dar. Sie bietet eine unkomplizierte Steuerung sowie Administration und lässt sich sowohl auf physischen Hardwaresystemen als auch auf virtuellen Maschinen und in der Cloud bereitstellen. Red Hat Enterprise Linux Server kommt als Basis für IT-Infrastruktur zum Einsatz und standardisiert Entwicklung sowie Deployment.
- Red Hat Enterprise Linux AI: RHEL AI ist für KI-Workloads und Machine Learning optimiert. Im Detail stellt die Edition eine Plattform für Basismodelle dar, die es Unternehmen ermöglicht, ihre Anwendungen mithilfe von Large Language Models (LLMs) zu entwickeln, zu testen und auszuführen.
- Red Hat Enterprise Linux for Workstations: Die Workstation-Variante bietet sich vor allem für leistungsstarke und grafikintensive Workloads wie Animation oder visuelle Effekte (VFX) und wissenschaftliche Forschung an.
- Red Hat Enterprise Linux in der Cloud: RHEL für die Cloud bietet Zertifizierungen für Hunderte von Public Clouds und sorgt mittels Standardisierung für Flexibilität.
- Kostengünstige vCPUs und leistungsstarke dedizierte Cores
- Höchste Flexibilität ohne Mindestvertragslaufzeit
- Inklusive 24/7 Experten-Support
Welche Eigenschaften zeichnen RHEL aus?
RHEL verfügt über eine Reihe markanter Merkmale, durch die es sich ideal für Unternehmen eignet. Dazu zählen:
- Langer Lebenszyklus: Die einzelnen RHEL-Versionen werden für zehn Jahre mit Support versorgt. Mitunter hat Red Hat den Lebenszyklus nachträglich sogar noch um drei Jahre verlängert. In der sogenannten Extended Life Phase (ELP) wird aber nur noch ein eingeschränkter Support geboten.
- Umfassende Sicherheitsmechanismen: Red Hat Enterprise Linux OS verfügt über verschiedene integrierte Sicherheitsfunktionen wie SELinux (Zugriffskontrolle) und Mandatory Access Controls (Abwehr unbefugter Zugriffe und Einhaltung von Richtlinien). Die Linux-Distribution ist außerdem gemäß Common Criteria und FIPS 140-2 zertifiziert.
- Softwaremanagement: Die Installation von Red Hat Enterprise Linux erfolgt über einen grafischen Installer namens Anaconda, mit dem auch unerfahrene Userinnen und User schnell zurechtkommen. Für die Paketverwaltung nutzt RHEL mit RPM und YUM zwei selbst entwickelte Tools.
- Open-Source-Versicherung: Red Hat bietet für seine RHEL-Distribution eine Versicherung gegen Klagen auf geistiges Eigentum an, die sich gegen die Software richten. Die Option ermöglicht es Anwenderinnen und Anwendern, sich rechtlich gegen an sie gestellte Ansprüche abzusichern.
- LSB-Zertifizierung: Sämtliche RHEL-Versionen sind von der Linux Foundation nach den Vorgaben der Linux Standard Base (LSB) zertifiziert. Mit der Zertifizierung wird nachgewiesen, dass Red Hat Enterprise Linux binärkompatibel zu anderen Linux-Distributionen ist.
Vorteile und Nachteile von RHEL
Eine Subskription für Red Hat Enterprise Linux bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile, die über die reine Betriebssystemfunktion hinausgehen. Die folgende Übersicht fasst die wichtigsten Vorteile zusammen:
- Professioneller Support: Unternehmen haben die Möglichkeit, sich an einen Telefon- und Online-Support zu wenden, auf die Dokumentation zuzugreifen und eine Wissensdatenbank zu nutzen.
- Stabil und sicher: Um für höchstmögliche Sicherheit und Stabilität zu sorgen, werden Anwendungen und Updates von Red Hat ausführlich getestet.
- Kompatibilität: RHEL ist von Tausenden von Software-, Cloud- und Hardwareprodukten lizenziert, was eine nahtlose Integration sicherstellt.
- Unterstützte Lifecycles: Eine RHEL-Subskription gestattet es Ihnen, frei zwischen den unterstützten Versionen zu wählen und Upgrades individuell durchzuführen.
- Produkt-Roadmaps: Nutzerinnen und Nutzern ist es möglich, die Produkt-Roadmaps einzusehen und durch Feedback Einfluss auf die Ausrichtung von RHEL zu nehmen.
- Integrierte Analysedienste: Die Linux-Distribution ist mit Red Hat Insights und den dazugehörigen Analyse-Services ausgestattet, was es erlaubt, Sicherheits-, Compliance- und Konfigurationsrisiken schnell zu erkennen und zu beheben.
- Hohe Benutzungsfreundlichkeit: RHEL punktet mit einer bedienfreundlichen, oftmals intuitiv handhabbaren Oberfläche, die es auch Userinnen und Usern ohne spezielle Vorkenntnisse gestattet, mit der Linux-Distribution zu arbeiten.
Als Nachteil ist lediglich das kostenpflichtige Abonnement für Red Hat Enterprise Linux OS zu nennen. Das macht Red Hat Enterprise Linux für Privatpersonen und kleine Unternehmen – etwa Startups – weniger attraktiv.
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Für welche Anwendungsgebiete eignet sich RHEL?
Red Hat Enterprise Linux richtet sich vor allem an Unternehmen und Organisationen, die auf maximale Stabilität, Sicherheit und langfristige Planbarkeit ihrer IT-Infrastruktur angewiesen sind. Zu den Zielgruppen zählen beispielsweise IT-Abteilungen großer Unternehmen, Entwicklungsteams und Datenanalystinnen bzw. -analysten. Als typische Einsatzgebiete gelten unter anderem:
- Unternehmenskritische Workloads: Datenbanken, ERP/CRM-Systeme oder E-Mail-Cluster
- Sicherheitskritische Anwendungen: Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen oder Behörden
- High Performance Computing (HPC): Wissenschaftliche Forschung, Risikoanalysen in der Finanzbranche oder Animation und Special Effects
- Edge Computing: IoT-Anwendungen (IoT = Internet of Things), autonomes Fahren oder Industrie 4.0
- Entwicklung von Apps: CI/CD-Pipelines, Testing und Deploying von Anwendungen, Container-Workflows
- SAP-Workloads: Betrieb und Hosting von SAP NetWeaver, S/4HANA und anderen SAP-Lösungen
Welche RHEL-Lizenzmodelle gibt es?
Welches Lizenzmodell Anwendung findet, hängt davon ab, ob RHEL physisch oder virtuell genutzt wird. Kommt physische Hardware zum Einsatz, ist die Anzahl der Socket-Paare in den verwendeten Systemen ausschlaggebend. Eine Subskription deckt zwei Sockets ab, die sich jedoch nicht aufteilen lassen. In virtuellen Umgebungen entscheidet die Anzahl der virtuellen Knoten darüber, wie viele Abonnements erforderlich sind. Hier umfasst eine Subskription zwei virtuelle Knoten.
Die Abonnements lassen sich wahlweise für ein Jahr oder für drei Jahre buchen – entweder ohne Wartung (Self-Support) oder kombiniert mit Service-Level-Agreement (Standard oder Premium). Nach Ablauf der Subskription kann die Software weitergenutzt werden, was jedoch nicht für auf Red Hat Services beruhende Anwendungen gilt.
Wichtigste Alternativen zu RHEL
Unter den zahlreichen Linux-Distributionen gibt es mehrere, die als Alternative zu RHEL infrage kommen. Zu den beliebtesten Alternativoptionen gehörte lange Zeit CentOS – vor allem deshalb, weil es sich bei dem System um einen RHEL-Klon handelt. Seit Juni 2024 werden jedoch keine neuen Updates und Sicherheitspatches mehr für CentOS veröffentlicht. Mit CentOS Stream gibt es aber ein Nachfolgeprojekt.
Weitere beliebte Alternativen sind die folgenden:
- Ubuntu begeistert mit hoher Benutzerfreundlichkeit, einer einfachen Konfiguration und verlässlicher Stabilität. Neue Versionen von Ubuntu erhalten standardmäßig fünf Jahre Support.
- AlmaLinux ist eine Open-Source-Distribution mit hoher Stabilität und umfangreichen Sicherheitsfeatures, die auf RHEL aufbaut.
- Rocky Linux basiert ebenfalls auf RHEL und legt großen Wert auf Stabilität, vorausplanende Roadmaps sowie Transparenz bei Entwicklungsprozessen.
In unseren Vergleichsartikeln „Ubuntu vs. Red Hat Enterprise Linux“ und „CentOS vs. RHEL“ erhalten Sie ausführlichere Informationen über die Unterschiede zu CentOS bzw. Ubuntu.