Mastodon vs. Twitter: Was kann die Alternative?

Twitter ist nicht der einzige Kurznachrichtendienst im Internet. Nutzer und Nutzerinnen, die sich bei der großen Plattform nicht mehr wohlfühlen, finden in Mastodon eine Alternative. Das Tool auf Basis eines dezentralen Netzwerks hat einige besondere Eigenschaften. Es kann beispielsweise nicht von einer Person oder einem Unternehmen kontrolliert werden.

Was ist Mastodon?

Mastodon ist ein Kurznachrichten- bzw. Microblogging-Dienst – genau wie Twitter. Registrierte Nutzerinnen und Nutzer veröffentlichen knappe Posts, die von allen anderen gelesen werden können. Folgt man einer Person in dem Netzwerk, werden die Nachrichten, wie man es von anderen Social-Media-Plattformen kennt, in der individuellen Timeline angezeigt.

Mastodon hat allerdings die besondere Eigenschaft, dass es dezentral organisiert ist. Anders als bei den meisten anderen bekannten Plattformen (egal ob Twitter, Facebook oder Pinterest) gibt es bei Mastodon nicht nur einen Anbieter, sondern viele Server, die von unterschiedlichen Organisationen oder Einzelpersonen betrieben werden.

Die verschiedenen Mastodon-Server haben unterschiedliche Ausrichtungen und teilweise auch unterschiedliche Regeln. Nutzer und Nutzerinnen entscheiden sich für den Server, der ihnen am besten passt. Man ist dann aber nicht auf die Kommunikation mit Menschen auf diesem Server beschränkt. Alle Server sind im Fediverse (so der Name des Netzwerks) miteinander verbunden. Indem man Nickname und Server angibt, kann man auch eine Verbindung zu Konten auf anderen Instanzen herstellen und sich so über das komplette Fediverse hinweg austauschen.

Auf der Website joinmastodon.org findet man eine Übersicht von geprüften Server-Instanzen. Diese sind nach Regionen und Themenbereichen kategorisiert. Theoretisch können Sie aber auch einen eigenen Mastodon-Server erstellen. Dann legen Sie Ihre eigenen Regeln fest und bestimmen etwa, welche Inhalte zulässig sind und was gelöscht wird. Als Betreiber oder Betreiberin eines Mastodon-Servers hat man auch die Möglichkeit, andere Instanzen zu blockieren, wenn man mit deren Inhalten nicht einverstanden ist.

Domain Check
  • .social
  • .de
  • .org
  • .com
  • .eu
Fakt

Im Fediverse gibt es noch weitere soziale Netzwerke. Dank eines gemeinsamen Protokolls (ActivityPub) lassen sich die unterschiedlichen Plattformen miteinander verbinden. Auch wenn der dezentrale Ansatz gleich ist, handelt es sich bei diesem Netzwerk übrigens nicht um eine Blockchain.

Praktische Funktionen

Im Funktionsumfang ähnelt Mastodon dem, was man auch von Twitter kennt. Man veröffentlicht kurze Nachrichten, schreibt anderen Nutzerinnen und Nutzern direkt oder liest einfach nur die Beiträge von anderen Menschen.

  • Kurznachrichten: Die sogenannten Toots können eine maximale Länge von 500 Zeichen haben.
  • Medien: Toots lassen sich mit Bildern, Videos oder Audiodateien anreichern.
  • Erwähnungen: In Toots können Sie andere Nutzerinnen und Nutzer per Nickname verlinken.
  • Teilen: Beiträge von anderen, die Ihnen gefallen, können Sie auf Ihrem eigenen Profil teilen; das nennt man bei Mastodon „Boost“.
  • Timeline: Beiträge von Konten, denen Sie folgen, werden chronologisch untereinander präsentiert und nicht von einem Algorithmus sortiert.
  • Hashtags: Mittels Hashtags kategorisieren Sie Ihren Toot und geben anderen Usern so eine Möglichkeit, den Beitrag zu finden.
  • Privatsphäre: Mastodon gibt Ihnen die Möglichkeit, bei jedem Post zu entscheiden, wer den Beitrag zu sehen bekommt – alle, nur die eigenen Follower oder nur bestimmte Personen.
  • App: Sie verwenden Mastodon entweder unkompliziert über die Website oder greifen zu einer der vielen praktischen Apps, die es inzwischen gibt.

Datenschutz im Fokus

Viel Aufmerksamkeit hat Mastodon auch in Bezug auf den Datenschutz bekommen. Klassische Social-Media-Plattformen – allen voran Facebook, aber ebenso Twitter – stehen wegen der Nutzung von persönlichen Daten immer wieder in der Kritik.

Bei Mastodon ist dies anders: Sowohl der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) als auch der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Baden-Württemberg (LfDI BaWü) haben sich für den Dienst ausgesprochen und betreiben eigene Profile. Der BfDI hat sogar einen Mastodon-Server online gestellt, über den mehrere Behörden „tröten“.

Mastodon gilt vor allem deshalb als datenschutzfreundlich, weil der Dienst keine oder kaum finanzielle Interessen verfolgt. Andere Plattformen erwirtschaften einen großen Anteil ihres Umsatzes durch Werbeeinnahmen, wofür sie Daten ihrer Nutzerinnen und Nutzer verwenden. Bei Mastodon ist das anders: Die Entwicklung der Mastodon-Software finanziert sich durch Spenden, und die Server werden meist auf freiwilliger Basis bereitgestellt.

Prinzipiell ist die Sicherheit Ihrer Daten aber abhängig von der gewählten Instanz. Server-Betreiberinnen und -Betreiber legen selbst fest, wie sie mit den Daten umgehen, ob diese etwa verschlüsselt gespeichert werden. Auch interessant in dem Kontext ist der Standort der Server. Werden die Mastodon-Server in der EU gehostet, kann man wegen der DSGVO meist von höherem Datenschutz ausgehen. Sie sollten sich also zunächst genau informieren, bevor Sie sich für einen Server entscheiden – oder einfach Ihre eigene Instanz ins Fediverse stellen.

Tipp

Möchten Sie selbst einen Mastodon-Server bereitstellen, sollten Sie dafür eine eingängige und passende Domain verwenden. Wenn Sie bei IONOS eine Domain kaufen, wählen Sie aus unterschiedlichen Domain-Endungen aus. Passend für Mastodon sind etwa .io-Domains oder .online-Domains.

Vor- und Nachteile von Mastodon

Vorteile Nachteile
dezentral und unabhängig wenig einstiegsfreundlich
gute Filterfunktion Instanzen können jederzeit wegfallen
datenschutzfreundlich Community noch nicht so groß
keine Sortierung durch Algorithmen  
keine Werbung durch die Software  

Mastodon ist ein dezentraler Dienst auf Open-Source-Basis. Das macht es praktisch unmöglich, dass die Plattform (oder das Netzwerk) von einzelnen Interessengruppen kontrolliert wird. Viele Personen arbeiten gemeinsam daran, die Plattform zur Verfügung zu stellen. Das ist gut für die Diversität, und wer sich von einzelnen Accounts oder ganzen Servern belästigt fühlt, kann diese einfach blockieren.

Da aber eben nicht nur ein Unternehmen hinter dem Dienst und den Servern steckt, müssen Nutzerinnen und Nutzer mehr Aufwand betreiben, die passende Mastodon-Instanz zu finden. Bedenken Sie dabei auch, dass die Betreiber oder Betreiberinnen der Server diesen Service jederzeit einstellen können. Damit wären unter Umständen all Ihre Beiträge verloren. Sie sollten sich also für eine Instanz entscheiden, bei der das unwahrscheinlich ist.

Mastodon gilt als wenig einstiegsfreundlich, weil man sich zunächst etwas mit dem Konzept des Fediverse auseinandersetzen muss und sich über die einzelnen Instanzen informieren sollte. Hat man sich aber erstmal registriert, ist die Handhabung sehr intuitiv.

Bisher ist Mastodon noch relativ unbekannt, aber die Anmeldungsrate hat stark zugenommen. (Stand: November 2022). Vor allem bekannte Persönlichkeiten oder Marken, die eine große Anziehungskraft haben, fehlen bisher auf Mastodon. Das kann sich aber in Zukunft noch ändern.

Mastodon und Twitter im Vergleich

Mastodon und Twitter bieten beide einen Microblogging-Dienst. Während die Funktionen beider Lösungen fast gleich sind, unterscheiden sie sich teilweise in ihrem Konzept und in einigen Details.

  Twitter Mastodon
Konzept zentral dezentral
Option für eigene Server
Posts Tweets Toots
Zeichenlimit 280 500
Shares Retweets Boosts
Videos
Bilder
GIFs
Polls
Sortierung durch Algorithmen
Community ca. 368 Millionen ca. 7,5 Millionen

(Stand: November 2022)

Fazit

Der größte Nachteil von Mastodon im Vergleich zu Twitter dürfte bisher die fehlende Popularität sein. Wer möglichst viele Menschen erreichen möchte, ist bei Twitter immer noch besser aufgehoben. Gerade Unternehmen mit eigener Twitter-Strategie dürften bei Mastodon nicht erfolgreich sein. In der Funktionalität muss sich die Alternative hinter der großen Konkurrenz aber nicht verstecken. Was Sie bei Twitter können, klappt auch bei Mastodon. Probieren Sie das dezentrale Netzwerk aus und überlegen Sie erst dann, ob Sie Ihren Twitter-Account löschen.