Jeder Hype wird im Internet grundsätzlich von einem Gegenhype begleitet. Und dementsprechend werden über die anderen Social Media unter dem Hashtag #deletevero auch Negativberichte verbreitet. Denn die hinter Vero stehende Firma hat einen durchaus zweifelhaften Ruf. Zudem lieferte der plötzliche Aufstieg des Netzwerks im Februar 2018 auch Futter für diverse Verschwörungstheorien: So sollen zahlreiche Influencer angeblich von Vero dafür bezahlt worden sein, die App zu hypen. Denn schließlich gibt es Vero schon seit August 2015 – was ist also Grund für den drei Jahre später aufkommenden Hype? Viele beantworten diese Frage damit, dass er künstlich und mit erheblichen Geldeinsatz hergestellt wurde.
Ein weiterer Kritikpunkt: Vero funktioniert nur, wenn der Nutzer seine Telefonnummer angibt. Anschließend verschickt die App einen vierstelligen Code, mit dem dann das Konto aktiviert wird. Mit Verweis auf den Konkurrenten WhatsApp argumentiert Vero, man wolle durch die Abfrage Bots aussperren, da man das Netzwerk frei von Werbeprogrammen und anderen unerwünschten „Robotern“ halten möchte. Allerdings ginge dies theoretisch auch auf anderem Wege, ohne Telefonnummernangabe. Interessierte müssen also in jedem Fall vertrauliche Information hinterlegen, um Vero nutzen zu können. Dass die Server von Vero in England stehen und somit nicht den Datenschutzrichtlinien der EU unterliegen dürften, sobald der Brexit vollzogen wurde, stärkt das das Vertrauen in Veros Datenschutz nicht gerade.
Nach dem plötzlichen Nutzeransturm hatte Vero zudem mit diversen Serverausfällen und Performanceproblemen zu kämpfen. Dadurch war es vielen Usern zeitweise nicht möglich, ein Konto zu erstellen. Auch in unserem Test erwies sich das Übersenden des Codes per SMS als problematisch, da die App unseren Code ablehnte. Erst bei einem dritten Versuch über die Call-me-Funktion hat es geklappt. Dabei wurden wir von einer Telefonnummer aus den USA angerufen, was wahrscheinlich Mehrkosten verursacht hat. Vero scheint dies Problem derzeit also noch nicht in den Griff bekommen zu haben.
In unserem Test hat sich die Vero-App zudem als Akkufresser erwiesen. Etwa zehn Minuten Test bedeuteten einen Energieverlust von etwa 8 %. Das ist ein eindeutiger Hinweis darauf, dass die App ungemein viele Ressourcen verbraucht. Auch das mobile Datenvolumen dürfte unter Vero leiden. Schließlich setzt die App auf die Einbindung von Medien. Werden diese über das mobile Netz geladen, kann eine umfangreiche Timeline sehr viel Datenvolumen fressen. Nutzer mit nur wenig Datenvolumen und/oder schwachen Handys sind daher mit Vero weniger gut beraten: Vero ist anscheinend nur für moderne Geräte und leistungsfähige Netze optimiert.
Funktionstechnisch gibt es an Vero allerdings überraschend wenig zu bemängeln. Auffällig ist das Fehlen von Emojis. Für einige Nutzer könnte das aber ein Pluspunkt sein, wenn sie den populären gelben Gesichtern entfliehen wollen. Und ohnehin passen die gängigen gelben Emojis eher schlecht zum eher düsteren Gesamtstil der App, weswegen die Kritik an den fehlenden Emojis auch letztlich auch eine Geschmacksfrage ist. Im Bereich der Kategorisierung fehlen allerdings noch wichtige Kategorien wie Videospiele und Comics. Auch die Tatsache, dass man ohne angehängtes Medium nicht posten kann, dürfte kaum bei allen Nutzern Anklang finden.
Ein Großteil der Kritik hängt allerdings direkt mit dem Vero-Gründer Ayman Hariri zusammen. Die Kontroversen um seine Person führen bei nicht wenigen Kritikern zu moralischen Bedenken, ob man seine App überhaupt nutzen sollte.