Gulp vs. Grunt: Das zeichnet die beiden Task-Runner aus

Als Webentwickler hat man nicht nur mit der Lösung komplexer Aufgaben, sondern auch mit der Bewältigung mühsamer, immer wieder aufkommender Prozesse zu kämpfen. So kosten Arbeitsschritte wie das Kompilieren von Less- und SCSS- in CSS-Dateien nicht nur wertvolle Zeit, sondern auch jede Menge Nerven. Um dem entgegenzuwirken, wurden sogenannte Task-Runner entwickelt, die solche Aufgaben automatisieren und die Entwickler entlasten. Insbesondere für JavaScript-Umgebungen gibt es diverse Anwendungen, wobei Grunt und Gulp zu den populärsten Vertretern zählen. Doch was macht die beiden JavaScript-Task-Runner eigentlich so besonders und wie unterscheiden sie sich voneinander?

Was ist ein Task-Runner?

Bei einem Task-Runner (dt. „Aufgaben-Ausführer“) handelt es sich um ein Programm, das einen oder mehrere Computerprozesse automatisiert, die der Benutzer ansonsten manuell ausführen müsste. Insbesondere bei Aufgaben, die es immer wieder und wieder zu erledigen gilt, ist diese Automatisierung von entsprechend hohem Wert. Indem ein Task-Runner den Workflow optimiert, erspart er wertvolle Arbeitszeit, die man stattdessen in andere Aufgabenbereiche stecken kann. Die verschiedenen Lösungen unterscheiden sich in erster Linie darin, wie sie programmiert werden und wie sie intern arbeiten. Dabei hat man als Nutzer immer die Kontrolle darüber, welche Arbeitsschritte man von dem Tool ausführen lassen möchte und welche nicht.

In der Webentwicklung nehmen die praktischen Hilfswerkzeuge eine besonders wichtige Rolle ein: Frontend-Developer stehen täglich vor der Herausforderung, simple, aber regelmäßig anfallende Prozesse wie die Kompilierung von Präprozessor-Stylesheets (Less, Sass, SCSS) in fertiges CSS oder die Minifizierung des JavaScript-Codes auszuführen. Auch das Testen der Funktionalität der einzelnen Module nimmt häufig mehr Zeit in Anspruch, als eigentlich zur Verfügung steht – Lösungen zur Vereinfachung des Workflows sind folgerichtig unverzichtbar. Durchgesetzt haben sich vor allem JavaScript-Task-Runner, die auf eine Node.js-Grundlage aufbauen, um die jeweiligen Prozesse zu automatisieren. Die Automatisierungsmöglichkeiten der einzelnen Programme lassen sich über zahlreiche Plugins erweitern.

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Grunt vs. Gulp – zwei JavaScript-Task-Runner im direkten Vergleich

Es existieren verschiedene Task-Runner für JavaScript-Umgebungen, die sich vor allem darin unterscheiden, wie die Automatisierung eines Prozesses initiiert wird. Auf der einen Seite gibt es Programme, die bereits von Beginn an über den notwendigen Code für das Ausführen der entsprechenden Prozesse verfügen. Der Benutzer konfiguriert in diesem Fall lediglich, welche Aufgaben er abgeben möchte, ohne sich direkt mit dem Programmcode auseinanderzusetzen. Auf der anderen Seite stehen JavaScript-Task-Runner, die die Programmierung in den Vordergrund stellen und dem User dadurch wesentlich mehr Freiheiten bei der Kreation eigener Automatisierungs-Skripte bieten.

Zu den bekanntesten Anwendungen zählen neben Broccoli.js und Brunch vor allem Gulp und Grunt. Um diese beiden und ihre Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede geht es im Folgenden.

Was ist Grunt?

2012 veröffentlichte der JavaScript-Entwickler Ben Alman den Kommandozeilen-Task-Runner Grunt, den er seitdem mit einem kleinen Team betreut und weiterentwickelt. Der Code des Programms, das unter der freien MIT-Lizenz steht, kann auf der offiziellen Website heruntergeladen werden und steht zusätzlich auf der Developer-Plattform GitHub zur freien Nutzung bereit. Grunt basiert wie alle vergleichbaren Tools auf der JavaScript-Laufzeitumgebung Node.js und verfügt mit grunt-cli über ein eigenes Kommandozeilen-Interface, das sich wie der Task-Runner selbst über den Paketmanager npm (Node Package Manager) installieren lässt.

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Um Grunt in ein Webprojekt zu integrieren, müssen dem Root-Verzeichnis dieses Projekts zwei Dateien hinzugefügt werden. Typischerweise enthält die Datei package.json alle relevanten Metadaten über die automatisierbaren Tasks wie den Namen, die Version, die Lizenz oder die damit verbundenen Abhängigkeiten. Im Gruntfile, das in validem JavaScript (gruntfile.js) oder CoffeeScript (gruntfile.coffee) vorliegt, ist hingegen der eigentliche Code enthalten, über den die einzelnen Task-Module eingebunden und konfiguriert werden. Die Module, die auch als Plugins bezeichnet werden, installiert man ebenfalls über die bereits erwähnte npm-Paketverwaltung.

Das offizielle Plugin-Verzeichnis zählt weit über 6.000 verschiedene Grunt-Tasks für die verschiedensten Zwecke, z. B. grunt-contrib-clean (Aufräumen von Dateien und Ordnern), grunt-contrib-cssmin (CSS-Minifizierung) oder grunt-contrib-connect (Starten eines lokalen Webservers). Viele dieser Plugins sind im Grunde genommen nichts anderes als Schnittstellen zu eigenständigen Tools. Beispielsweise erlaubt es grunt-contrib-uglify, den JavaScript-Minifizierer UglifyJS vom Gruntfile aus zu steuern.

Hinweis

Die Plugin-Auflistung wird automatisch aus der npm-Moduldatenbank generiert. Bei Grunt-Plugins mit dem Zusatzlabel „contrib“ handelt es sich um Erweiterungen, die offiziell vom Entwickler-Team unterstützt werden. Diese sind zusätzlich durch ein Sternchen gekennzeichnet.

Neben der Möglichkeit, vorhandene Tasks zu modifizieren bzw. zu erweitern, können versierte Entwickler auch eigene Automatisierungsmodule kreieren, um den Task-Runner optimal an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.

Was ist Gulp?

Im Juli 2013 brachte die amerikanische Software-Firma Fractal Innovations in Zusammenarbeit mit der GitHub-Community die erste Version des freien Task-Runners Gulp auf den Markt. Wie das zuvor erwähnte Grunt steht das Programm unter der Open-Source-MIT-Lizenz. Es basiert ebenso auf der JavaScript-Plattform Node.js und greift wie sein Konkurrent auf den Paket-Manager npm zurück. Auch hinsichtlich der Struktur unterscheiden sich Grunt und Gulp kaum: Da Gulp ebenfalls ein Kommandozeilen-Tool ist, hat es mit gulp-cli eine passende Benutzeroberfläche. Hinzu kommen die in der Regel verwendete Konfigurationsdatei package.json und das Gulpfile (gulpfile.js), das die möglichen Tasks aufführt. Sind beide dem Webverzeichnis hinzugefügt, kann der Task-Runner zur Workflow-Optimierung genutzt werden.

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Das Gulpfile, das ausschließlich JavaScript enthält, fasst die einzelnen Dateioperationen zusammen, sodass diese über das Node.js-Modul stream ausgeführt werden können. Dabei laufen die einzelnen Stream-Prozesse größtenteils im Arbeitsspeicher ab, bevor das Ergebnis am Ende wieder in die jeweiligen Dateien geschrieben wird. Deshalb zeichnet sich der Task-Runner vor allem durch seine exzellente Performance aus. Da die Tasks von Beginn an zwar programmiert, aber nicht konfiguriert sind, sind Node.js- und JavaScript-Know-how Grundvoraussetzung für die Nutzung von Gulp. Für Profis bedeutet dies eine Menge Freiheiten, die aber auch mit einem erhöhten Fehlerpotenzial verbunden sind.

Auch für Gulp gibt es eine Menge vorgefertigter Tasks in Plugin-Form. Im offiziellen Verzeichnis auf gulpjs.com stehen über 3.000 verschiedene Erweiterungen wie gulp-jekyll (Kompilieren von Jekyll-Projekten), gulp-php-minify (Optimierung des PHP-Codes) oder gulp-cssmyicons (Umwandlung von SVG-Icons in CSS).

Gulp vs. Grunt: Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Überblick

Auf den ersten Blick scheinen Grunt und Gulp sich nicht wesentlich voneinander zu unterscheiden: Beide Automatisierungstools stehen unter der MIT-Lizenz, weshalb der Quellcode offen und frei zur Verfügung steht. Beide Anwendungen sind über die Kommandozeile steuerbar und verfügen zu diesem Zweck über ein eigenes Interface, das mitinstalliert wird. Mit npm nutzen die Task-Runner außerdem auch den gleichen Paket-Manager. Dank ihrer großen Plugin-Verzeichnisse können sowohl Gulp als auch Grunt ohne großen Aufwand eine riesige Anzahl an Tasks automatisieren. Sollte es für den gewünschten Prozess noch keine Erweiterung geben, kann diese mit jedem der beiden Tools selbst programmiert werden, wobei beide Task-Runner aufgrund ihrer Struktur JavaScript- und Node.js-Kenntnisse erfordern.

Während Gulp jedoch in erster Linie auf das Node.js-Modul stream zurückgreift, nutzt Grunt vor allem das Modul fs (file system, dt. „Dateisystem“), was einen der wichtigsten Unterschiede beider Tools verdeutlicht: Grunt ist strikt dateiorientiert und erzeugt im Zuge der ausgeführten Aufgaben zunächst temporäre, lokale Dateien. Gulp hingegen wickelt die Prozesse über den Arbeitsspeicher ab und schreibt sofort in die Zieldatei, was dem Programm einen Geschwindigkeitsvorteil verschafft.

Ein zweites Unterscheidungsmerkmal ist das jeweilige Konzept der beiden Lösungen. Die Grunt-Programmierung gibt Anwendern eine Richtung vor: Darin sind fertige Aufgaben bereits definiert und müssen lediglich konfiguriert werden. Im Vergleich dazu räumt Gulp der eigenständigen Programmierung einen wesentlich größeren Platz ein, indem es lediglich die einzelnen Bausteine zur Verfügung stellt. Das vereinfacht es einerseits, die Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen, verlangt Benutzern andererseits aber auch mehr ab. Je größer ein Projekt ist, desto mehr kommen die Stärken von Gulp zum Tragen, weshalb der neue Task-Runner für viele mittlerweile die erste Wahl darstellt. Dank der niedrigeren Einstiegshürde hat Grunt allerdings bei kleineren, überschaubaren Projekten durchaus noch seine Daseinsberechtigung.

JavaScript-Task-Runner: Grunt vs. Gulp in der tabellarischen Gegenüberstellung

 

Grunt

Gulp

Veröffentlichung

2012

2013

Website

gruntjs.com

gulpjs.com

Ausführbar über

Kommandozeile

Kommandozeile

Basiert auf

Node.js

Node.js

Konzept

Konfiguration vor Programmierung

Programmierung vor Konfiguration

Prozessausführung

lokal (temporäre Dateien)

im Arbeitsspeicher

Format der Basisdatei

JavaScript (Deklarationen überwiegend im JSON-Stil)

JavaScript

Paket-Manager

npm

npm

Kommandozeilen-Interface

grunt-cli

gulp-cli

Plugins

6.000+

3.000+