ccTLDs – das hat es mit den länderspezifischen Domains auf sich
Top-Level-Domains (TLDs) bilden die höchste Hierarchiestufe im Domain Name System (DNS), dem Verzeichnisdienst im Internet. Als abschließender Teil einer Internetadresse werden sie oftmals auch als Domain-Endungen bezeichnet. Ihre Funktion ist die einfachere Einordnung aller registrierten Adressen in das DNS. Zu diesem Zweck vergibt die ICANN (Internet Corporation for Assigned names and Numbers) länderspezifische Top-Level-Domains – sogenannte ccTLDs (country code TLDs), die vom jeweiligen Land verantwortet werden. In Domain-Richtlinien wird definiert, welche Bedingungen an die Registrierung der ccTLD geknüpft sind – z. B. erlaubte Zeichen, Minimal-/Maximallänge oder Wohnort. Für die deutsche .de-Domain gibt es beispielsweise nur wenige Einschränkungen, weshalb sie zu einer der meistgenutzten ccTLDs weltweit zählt. Zudem vermittelt die ICANN auch themenspezifische TLDs (gTLDs) wie .com – ursprünglich für US-amerikanische Unternehmen bestimmt – an Domain-Registrierungsstellen.
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Länderspezifische Top-Level-Domains
ccTLDs bestehen immer aus einem zweibuchstabigen Code, der jedem Land nach dem 1974 eingeführten ISO-3166-Standard zugeordnet wird. Zusätzlich zu den Ländern wurde auch abhängigen Gebieten, die geografisch vom Mutterland getrennt sind, eine eigene ccTLD nach dem ISO-Standard zugewiesen. So existieren neben der australischen Domain .au beispielsweise auch ccTLDs für die Kokosinseln (.cc), die Weihnachtsinseln (.cx), die Norfolkinsel (.nf) oder die Heard- und McDonald-Inseln (.hm), bei denen es sich um australische Außengebiete handelt. Zwei Ausnahmen, die nicht auf der Standard-Kodierung basieren, gibt es ebenfalls:
- Das Vereinigte Königreich nutzt die ccTLD .uk, während die von der ISO vorgesehene Domain .gb zwar ebenfalls registriert ist, aber nicht verwendet wird.
- Obwohl sie kein eigenständiger Staat (oder ein abhängiges Gebiet) ist, verwendet die Europäische Union die ccTLD .eu dank einer Ausnahmeregelung, in der der praktische Bedarf hierfür festgestellt wurde.
Die Tatsache, dass jedes Land das Recht besitzt, eigene Richtlinien für die Vergabe seiner Domain zu bestimmen, sorgt diesbezüglich für große Unterschiede. Um sich für die französische Top-Level-Domain .fr zu registrieren, ist es beispielsweise notwendig, dass der Inhaber der Domain seinen Wohn- bzw. Unternehmenssitz in Frankreich hat. In Deutschland mussten bis 2009 alle Domains unter der .de-TLD aus mindestens drei Zeichen bestehen, wovon eines ein Buchstabe sein musste. Seit der Neuregelung sind nun auch ein- und zweistellige sowie nur aus Ziffern bestehende Adressen für die Verwendung der Top-Level-Domain .de zulässig. Viele kleinere oder ärmere Staaten haben sich die Regelung der Domain-Vergabe zunutze gemacht und ihre ccTLD gezielt vermarktet:
- .to: Die ccTLD des Inselstaates Tonga wird seit 1997 von der Registrierungsstelle Tonic verwaltet. Die Vergabe findet in einem automatisierten Verfahren und unabhängig vom Wohnsitz des Antragstellers statt. Da Tonic keine Whois-Abfrage zulässt, bleiben die Besitzer einer .to-Domain vollkommen anonym, weshalb die Domain bei Filehosting- und urheberrechtlich problematischen Video-Diensten sehr beliebt ist.
- .tv: Die ccTLD von Tuvalu hat dem Zwergstaat rund 50 Millionen US-Dollar eingebracht, indem .tv an das Unternehmen DotTV verkauft und als Television-Domain vermarktet wurde. Mit dem Geld wurde IT-Infrastruktur finanziert und die Aufnahmegebühr für die Vereinten Nationen entrichtet.
- .ag: Die Top-Level-Domain .ag ist eigentlich für den unabhängigen Staat Antigua und Barbuda vorgesehen, findet jedoch gezielt in Unternehmen im deutschsprachigen Raum Verwendung, deren Rechtsform eine Aktiengesellschaft ist.
- .me: Die länderspezifische Top-Level-Domain von Montenegro erlebte eine wahre Registrierungsflut, nachdem sie im August 2008 verfügbar wurde. Allerdings werden die .me-Domains, mit denen sich Aussagen wie love.me (dt. „liebe mich“) etc. formen lassen, offen registriert und im Anschluss versteigert – also nicht vom Interessenten selbst registriert. Für besonderes Aufsehen sorgte der Verkauf der Domain meet.me für 450.000 US-Dollar im Jahr 2011.
Zusätzlich zu den über 200 existierenden ccTLDs gibt es eine Reihe internationalisierter TLDs, die Umlaute, diakritische Zeichen oder Buchstaben aus nichtlateinischen Alphabeten enthalten. Diese IDN-Top-Level-Domains gibt es seit 2010. Sie ermöglichen grundsätzlich fast alle Unicode-Zeichen, wobei jede Vergabestelle individuell regelt, welche Zeichen erlaubt sind. Eine komplette länderspezifische Top-Level-Domain-Liste sowie eine Sammlung aktiver internationalisierter TLDs finden Sie im Digital Guide Artikel "ccTLD-Übersicht: Eine Liste aller länderspezifischen Internetadressen".
Prüfen Sie die Verfügbarkeit Ihrer gewünschten Country Code Top-Level-Domain (ccTLD):
Veränderungen im ccTLD-System
Da das System länderspezifischer Top-Level-Domains geografische und politische Hintergründe besitzt, kam es in der Vergangenheit immer wieder zu sinnvollen und notwendigen Veränderungen und auch heutzutage beschäftigt sich die ICANN mit der Löschung nicht mehr benötigter und der Registrierung neuer ccTLDs. Dass es sich dabei jedoch oftmals um einen langen Prozess handelt, zeigt das immer noch aktuelle Beispiel der länderspezifischen Top-Level-Domain der ehemaligen Sowjetunion. Obwohl die Sowjetunion bereits 1991 aufgelöst wurde, ist es bis heute möglich, eine .su-Domain zu registrieren. Folgende Domains haben hingegen den Löschungsprozess erfolgreich hinter sich gelassen und zählen daher als ehemalige ccTLDs:
- .dd: Die .dd-Domain war ursprünglich für die DDR vorgesehen, die zum Zeitpunkt der Einführung der ccTLDs noch existierte. Über eine interne Nutzung in den Netzen der Universitäten Jenas und Dresdens kam die Domain-Endung jedoch nie hinaus.
- .an: Staatsbürger der Niederländischen Antillen konnten bis zur Auflösung des niederländischen Überseegebietes am 10. Oktober 2010 eine .an-Adresse registrieren. Die ICANN nahm .bq (Besondere Gemeinde Niederlande), .cw (Karibikinsel Curaçao) und .sx (Sint Maarten) als neue ccTLDs auf, die .an heute vollständig ersetzen.
- .zr: Kurz nachdem die länderspezifische Top-Level-Domain der Republik Zaire eingeführt worden war, benannte sich der Staat 1997 in Demokratische Republik Kongo um und bekam im gleichen Zuge die neue Domain .cd zugewiesen. 2001 wurde .zr endgültig durch die ICANN gelöscht.
- .yu: Die ccTLD der ehemaligen Bundesrepublik Jugoslawien und dessen mittlerweile ebenfalls aufgelösten Nachfolgestaates Serbien und Montenegro wurde am 30. März 2010 entfernt, nachdem sich .yu-Website-Betreiber zuvor auf die beiden Domains .rs (Serbien) und .me (Montenegro) aufteilen konnten.
- .um: Bei der Domain .um handelt es sich um die 2008 gelöschte länderspezifische Top-Level-Domain der United States Minor Outlying Islands, einer Gruppe unbewohnter pazifischer Inseln. Verwaltet von der University of Southern California existierte einzig die .um-Adresse der Registrierungsbehörde selbst, woran auch ein Unternehmen, das die Domain vermarkten wollte, nichts ändern konnte.
Top-Level-Domains weltweit
Weitaus mehr Registrierungen können die neuen Top-Level-Domains (nTLD) im weltweiten Vergleich verzeichnen. 2015 wurden hier über 160 Millionen Domains registriert, bei den ccTLDS waren es mit 150 Millionen etwas weniger.
Die beliebteste Domainendung ist dabei nach wie vor die Top-Level-Domain .com, an zweiter Stelle folgt bereits eine Länderdomain: .cn für die Volksrepublik China.
Klicken Sie hier, um die Infografik zu den Top-Level-Domains herunterzuladen.